Saprobiensystem

Saprobiensystem
Saprobi|ensystem,
 
biologisches System zur Ermittlung und Klassifizierung der Größenordnung des Abbaus organischer Substanzen in Gewässern zur Beurteilung der Gewässergüte. Grundlage des Saprobiensystems ist der Zusammenhang zwischen der Wasserverunreinigung und dem verstärkten Vorkommen bestimmter Gewässerorganismen, die, in Gruppen zusammengefasst, vier Klassen und drei Zwischenklassen zugeordnet werden.
 
Güteklasse I: unbelastet bis sehr gering belastet; die Gewässerabschnitte haben reines, stets annähernd sauerstoffgesättigtes, nährstoffarmes Wasser; geringer Bakteriengehalt; mäßig dicht besiedelt, v. a. von Algen, Moosen, Strudelwürmern und Insektenlarven; wenn sommerkühl, Laichgewässer für Lachsfische.
 
Güteklasse I-II: gering belastet; Gewässerabschnitte mit geringer anorganischer oder organischer Nährstoffzufuhr ohne große Sauerstoffzehrung; dicht besiedelt von vielen Arten; wenn sommerkühl, Vorkommen von Lachsfischen.
 
Güteklasse II: mäßig belastet; Gewässerabschnitte mit mäßiger Verunreinigung und guter Sauerstoffversorgung; sehr große Artenvielfalt und Individuendichte von Algen, Schnecken, Kleinkrebsen, Insektenlarven; Bestände von Wasserpflanzen bedecken größere Flächen; ertragreiche Fischgewässer.
 
Güteklasse II-III: kritisch belastet; Gewässerabschnitte, deren Belastung mit organischen, Sauerstoff zehrenden Stoffen einen kritischen Zustand bewirkt; Fischsterben infolge Sauerstoffmangels möglich; Rückgang der Artenzahl bei Makroorganismen; gewisse Arten neigen zu Massenentwicklung; Algen bilden häufig größere, flächendeckende Bestände; meist noch ertragreiche Gewässer.
 
Güteklasse III: stark verschmutzt; Gewässerabschnitte mit starker organischer, Sauerstoff zehrender Verschmutzung und meist niedrigem Sauerstoffgehalt; örtlich Faulschlammablagerungen; flächendeckende Kolonien von fadenförmigen Abwasserbakterien und fest sitzenden Wimpertierchen übertreffen das Vorkommen von Algen und höheren Pflanzen; nur wenige, gegen Sauerstoffmangel unempfindliche tierische Makroorganismen wie Schwämme, Egel, Wasserasseln kommen bisweilen massenhaft vor; geringe Fischereierträge; mit periodischem Fischsterben ist zu rechnen.
 
Güteklasse III-IV: sehr stark verschmutzt; Gewässerabschnitte mit weitgehend eingeschränkten Lebensbedingungen durch sehr starke Verschmutzung mit organischen, Sauerstoff zehrenden Stoffen, oft durch toxische Einflüsse verstärkt; zeitweilig gänzlicher Sauerstoffschwund; Trübung durch Abwasserschwebstoffe; ausgedehnte Faulschlammablagerungen, durch rote Zuckmückenlarven oder Schlammröhrenwürmer dicht besiedelt; Rückgang fadenförmiger Abwasserbakterien; Fische nicht auf Dauer und dann nur örtlich begrenzt anzutreffen.
 
Güteklasse IV: übermäßig verschmutzt; Gewässerabschnitte mit übermäßiger Verschmutzung durch organische, Sauerstoff zehrende Abwässer; Fäulnisprozesse herrschen vor; Sauerstoff über lange Zeiten nur in sehr niedrigen Konzentrationen oder grundsätzlich fehlend; Besiedlung v. a. durch Bakterien, Geißeltierchen und frei lebende Wimpertierchen; Fische fehlen; bei starker toxischer Belastung biologische Verödung.
 
Für die Ermittlung der Gewässergüte erhält jeder Indikator einen Index (Saprobienindex) von 4,0 bis 1,0, der eine Aussage über den Grad der Belastung eines Gewässers mit fäulnisfähigen Stoffen ermöglicht, in dem diese Art bevorzugt lebt. Zusätzlich gibt es das Indikationsgewicht von 1 bis 5 g, das den Potenztyp widerspiegelt.

Universal-Lexikon. 2012.

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